Warum ich Surrealist bin

Irrationale Definition

Ich bin Surrealist
Wegen des Schreis aus dem Traum
Wegen des Schreis aus dem Traum damit die Folterkammer des Menschengeheimnisses aufgeht
Wegen des Schreis aus dem Traum wegen des Schlüssels zur Kindheit
Wegen des Schlüssellochs zur Nacht
Wegen des Hasses auf den Spiegel
Wegen des am Bettrand zerschlagenen Kopfes
Wegen der Gespenster im Sack
Wegen der Mehltruhe und der Kupferstiche aus Schauerromanen
Wegen des zugeklappten Buchs auf dem hohen Schrank
Wegen der Preisliste auf orthopädischen Waren
Wegen des Rätsels des löchrigen Baststuhls
Wegen der Geräusche im Schornstein
Wegen des hostienverstimmten Magens
Wegen des Mundgeruchs des Beichtvaters
Wegen der Freude an Zielscheiben in Form von Polizistennasen
Wegen des Donnerstags am Sonntag
Wegen des Sauerkrauts der Kasernenmauern
Wegen der Wut auf das Liebesrotwelsch
Wegen der Langeweile der Lügen
Wegen der Lächerlichkeit des Egoismus
Wegen der Gleichgültigkeit gegenüber dem Tod
Wegen der Unnützigkeit des Reisens
Wegen der Hellsichtigkeit der Freundschaft
Wegen der Sonne mit der Krone der Nacht die André Breton ist
Wegen des Morgensterns der Paul Eluard ist
Wegen des Fernrohrs und Mikroskops seiner Gedichte
Wegen der brennenden Pechkränze der Bilder von Benjamin Péret
Wegen des Kolumbuseis der Collagen Max Ernst
Wegen des Seismographen Man Rays
Wegen der Botschaft der Flora anderer Planeten in den Bildern von Yves Tanguy
Wegen der umgedrehten Inquisition die Salvador Dali ist
Wegen der Labsal im Aug aller übrigen Surrealisten
Wegen der langen Nächte meiner Prager Freunde
Wegen der klassenlosen Gesellschaft
Wegen der Schönheit die
„konvulsiv entweder oder gar nicht sein wird“

Vítezlav Nezval

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